Die Liste der Fehlannahmen rund um und über die Hypnose ist vielfältig, weshalb ich mich in diesem zweiten Teil dieser Blog-Reihe drei weiteren Fehlannahmen widmen möchte, die die Hypnose fälschlicherweise in Verruf bringen und viele Menschen aus unbegründeter Angst und ungerechtfertigtem Misstrauen davon abhalten ihre Probleme mit Hilfe der Hypnose zu behandeln und anzugehen.
Platz 3: Hypnosetherapie ist langwierig und ineffizient
Abgrenzung der Hypnosetherapie
Tatsächlich zeigt mir meine Erfahrung, sowohl aus meiner Sicht als Hypnosetherapeut, als auch aus der Perspektive eines Klienten, als ich selber ein paar Anliegen durch Hypnose aufgearbeitet habe, dass das komplette Gegenteil der Fall ist. In der Hypnosetherapie können wir uns dem Problem sehr zielgerichtet widmen, da uns der hypnotische Zustand erlaubt, dem auslösenden Problem direkt und ohne Umwege auf den Grund zu gehen.
Das grenzt die Hypnosetherapie in ihrer Wirksamkeit und Effektivität klar zu anderen Therapieformen ab, die sich dem Problem anzunähern versuchen, indem sie Schicht für Schicht, wie bei einer Zwiebel abtragen, um zum Kern der Sache vordringen zu können. Das ist in der Regel sowohl für den Therapeuten, aber insbesondere für Dich als Klient sehr mühsam und belastend, da Du Dich auf diesem Wege Deinem Anliegen und den mit ihm in Verbindung stehenden negativen Emotionen immer wieder auf Neue stellen musst, um es in seiner Ganzheit zu erfassen und es dann irgendwann vielleicht bewältigen zu können.
Vorteil der Hypnosetherapie
In Hypnose haben wir den immensen Vorteil, dass wir ohne Umwege das Problem an der Wurzel packen können und es durch die direkte Arbeit mit dem Unterbewusstsein, wo die belastenden Gefühle gespeichert sind, bearbeiten können. Damit zeichnet sich die Hypnose als sehr schonend und lösungsorientiert aus.
Platz 2: Hypnose ist unwissenschaftlich
Verfügbarkeit wissenschaftlicher Studien über die Wirksamkeit von Hypnose
Diese Vorurteil hinsichtlich der Hypnose höre ich immer mal wieder und es könnte nicht weiter von der Realität entfernt sein. Eine einfache Suche bei Google offenbart etliche, leider zumeist englischsprachige Studien, in denen sowohl ihre Wirksamkeit, ihre Effizienz, als auch ihre möglichen Einsatzgebiete im Detail beleuchtet werden. Der ernstzunehmende und klar mehrheitliche Teil dieser Studien bescheinigt der Hypnose eine immense und erstaunliche Wirksamkeit im Hinblick auf etliche psychische UND körperliche Phänomene. Diese Tatsache hat dazu geführt, dass Hypnose sich beispielsweise in Zahnarztpraxen anstelle von Betäubungen beweisen konnte. Gleiches gilt für Operationen und Geburten, die im Zuge der Anwendung von Hypnose gänzlich auf Narkosen verzichten können.
Den hierfür zum Einsatz kommende hypnotischen Esdaile-Zustand habe ich bereits im ersten Teil dieser Blog-Reihe beschrieben, klicke einfach hier, wenn Du diesen Artikel noch nicht gelesen haben solltest, oder ihn nochmal lesen willst.
Beispiel einer amerikanischen Versuchsreihe
Hinsichtlich der Bereicherung, die die Hypnose bei medizinischer Behandlung spielen kann, konnte eine Versuchsreihe in den USA mit Verbrennungsopfern, mit schwersten Verbrennungen am ganzen Körper zeigen, dass wenn nach der Einlieferung ins Krankenhaus, die Patienten zusätzlich mit Hypnose behandelt wurden, die übliche und für die Wundheilung äußerst problematische Schwellung der verbrannten Hautpartien ausblieb. Ebenso konnten die in der Regel folgenden Infektionen und Entzündungen des geschädigten Gewebes auf ein Minimum reduziert werden und obendrein brauchten diese Patienten erheblich weniger Schmerzmedikamente, als Patienten, die ohne Hypnose behandelt wurden.
Weitere Anwendungen im psychotherapeutischen Kontext
Ähnliche Erfolge zeigen sich in der Psychotherapie quer durch die Bandbreite der psychischen Erkrankungen, mit Erfolgen, die sich vor allen Dingen durch ihre kurze Behandlungsdauer, anhaltende Behandlungserfolge und schonende Behandlungsweise auszeichnen. Die Liste der behandelten Krankheiten ist dabei lang und reicht von Depressionen, über Angststörungen, Traumata, sexueller Funktions- oder Zwangsstörungen und ist damit noch lange nicht an ihrem Ende. Aus diesem Grund ist die moderne Hypnosetherapie für mich nicht mehr aus der psychotherapeutischen Methodik wegzudenken. Die etlichen wissenschaftlichen Studien bestätigen mich hierin, sowie wiederum für mich die Ergebnisse der Studien täglich immer wieder aufs Neue, durch die Arbeit und Erfolge mit Klienten unter Anwendung von Hypnose bestätigt werden.
Offizielle Stimmen zur Hypnose
In diesem Sinne äußerten sich auch offizielle Stellen in der Vergangenheit über die Hypnose:
"Die Wirksamkeit von Hypnosetherapie ist in über 200 empirischen Studien nachgewiesen worden" (Deutsches Ärzteblatt, März 2004, Seite 125)
Vergleichsstudie im "American Health Magazine"aus den Jahr 2008:
Psychoanalyse: 38 % Verbesserung nach 600 Stunden
Verhaltenstherapie: 72 % Verbesserung nach 22 Stunden
Hypnosetherapie: 93 % Verbesserung nach 6 Stunden
Hypnose ist durch den "Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie" in Deutschland als wissenschaftlich geprüftes Behandlungsverfahren anerkannt
Platz 1: In Hypnose bekomme ich nichts mehr mit
Falscher Ausgangspunkt
Diese Fehlannahmen ist eine der häufigsten, mit denen ich in der Praxis und in Gesprächen über die Hypnose konfrontiert werde. Häufig setzt sie eine weitere falsche Annahme voraus, dass der Hypnotiseur Dich als den Klienten über bestimmte Techniken oder mithilfe beruhigender Worte oder leiser monotoner Musik „einlullt“, bis Du nichts mehr von dem mitbekommst, was der Hypnotiseur eigentlich macht.
Als Hypnotiseur benötige ich Dich bewusst und wach
Hierzu kann ich nur immer wieder aufs Neue betonen, dass eine solche Hypnose-Praxis wenig mit seriöser Hypnosetherapie zu tun hat und sogar kaum den Begriff einer Hypnose an sich verdient, da wir in einer Hypnose-Sitzung tatsächlich das komplette Gegenteil erzielen wollen. In diesem Sinne geht es während der Hypnose nicht darum dich deines Bewusstseins zu berauben, auf dass du so wenig wie möglich von der Hypnose mitbekommst. Vielmehr geht es darum eine erhöhte bzw. gesteigerte Form der Aufmerksamkeit & Konzentration auf Deine zu lösenden Themen zu fokussieren, da wir im hypnotischen Zustand, wie ich es bereits zu Platz 3 geschrieben habe, den bestmöglich Zugriff auf diese haben. Wenn Du hierbei schläfrig und im schlimmsten Fall ohne Bewusstsein für den Prozess und die Arbeit wärst, könnten diese tollen Ergebnisse, für die die ursachen- & lösungsorientierte Hypnosetherapie bekannt ist, niemals erreicht werden. Somit schaden solche Praktiken der ernstzunehmenden und seriösen Hypnose mehr, als sie dem vermeintlichen "Hypnotiseur" oder eigentlich noch schlimmer, Dir als Klienten bringen.
Falsche Annahme & Erwartunghaltung
Darüberhinaus erschafft die Annahme, in Hypnose nichts mehr mitzubekommen zum einen große Angst und dadurch eine erhebliche mentale und emotionale Hürde sich überhaupt auf die Hypnose einlassen zu können.
Und wenn diese Hürde jedoch trotz dieser falschen Annahme überwunden werden konnte und sich ein Klient dazu durchringt sich hypnotisieren zu lassen, tritt an die Stelle der falschen Annahme ganz häufig eine fehlgeleitete Erwartungshaltung. Da in der vorherigen Vorstellung das „Nichts-mehr-mitbekommen“ und die Hypnose untrennbar miteinander verbunden sind, wird genau dieser Zustand in und von der Hypnose erwartet.
"Nichts-mehr-mitbekommen" als Nachweis in Hypnose zu sein
Der Zustand des „Nichts-mehr-mitbekommen“, wird in diesem Zusammenhang sogar als Nachweis bewertet, überhaupt in Hypnose gewesen zu sein. Wenn dieser Zustand dann entgegen der eigenen Erwartungshaltung nicht eintrifft, stellt sich die Überzeugung ein, gar nicht in Hypnose gewesen zu sein und vielleicht sogar überhaupt nicht hypnotisierbar zu sein.
Auswirkungen der Fehlannahme
In diesem Sinne schadet der Mythos in Hypnose nichts mehr mitzubekommen der Hypnose gleich zweifach. Denn auf der einen Seite hält er viele Menschen aus Angst des Kontrollverlustes und der Willenlosigkeit von der Hypnose ab und auf der anderen Seite wird dieser Zustand nichtsdestotrotz in der Hypnose erwartet.
Diese nichterfüllte Erwartung ist insbesondere deshalb schädlich, weil durch sie ein genereller Zweifel an der Hypnose an sich entsteht. Dies beginnt mit dem Zweifel überhaupt in Hypnose gewesen zu sein, setzt sich fort mit dem entstehenden Misstrauen gegenüber dem Prozess der Hypnose-Sitzung und gipfelt in Summe in der Skepsis, ob der Fortschritt, die Verbesserung und der Erfolg dann überhaupt erreicht werden konnte.
Selbst-Sabotage
Mit dieser Einstellung torpediert ein Klient die optimale Lösung seiner Probleme, da seine Zweifel, sein Misstrauen und seine Skepsis die Fundamente seiner anfänglichen Entscheidung die Hypnose für ihn erfolgreich arbeiten zu lassen, zu erodieren beginnt. Seine Entscheidung für den Erfolg durch und mit Hypnose weicht hierdurch zunehmend, zu Gunsten einer Überzeugung, dass Hypnose nicht funktioniert. Und wie Du aus dem ersten Artikel dieser Blog-Reihe bereits weißt, ist Hypnose und deren Erfolg immer eine Entscheidung, sie ist Deine Entscheidung.
Hypnose fördert Bewusstsein, Aufmerksamkeit und Fokus
Und deshalb möchte ich hiermit, als die die Top 1 dieser Auflistung über weitere Fehlannahmen über die Hypnose, entschlossen mit dem Gerücht aufräumen, dass Du als Klient vor, während oder nach der Hypnose ohne Bewusstsein bist und infolgedessen nicht mehr in der Lage bist etwas mitzubekommen. Zu keinen Zeitpunkt rund um die Hypnose wird ein solcher Zustand durch einen seriösen Hypnosetherapeuten angestrebt oder versucht einen solchen herbeizuführen. Ganz im Gegenteil dazu wollen wir unsere Klienten und dadurch auch Dich, gerade durch einen erhöhten Fokus und gesteigerte Aufmerksamkeit, dazu befähigen bewusster und dadurch selbstsicherer zu werden, um beispielsweise Deinen Selbstwert nachhaltig zu stärken.
Mit den besten Grüßen & Glückauf
Bert Rother
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